Vom 27. September bis 6. Oktober fanden in der katarischen Hauptstadt Doha die Leichtathletik-Weltmeisterschaften statt. Ein Event, der aufgrund des Austragungsorts heftig in der Kritik stand. Zu dieser Jahreszeit sind die Temperaturen in Doha eigentlich viel zu hoch für Spitzensport, die Luftfeuchtigkeit extrem und zudem ist in Katar die Leichtathletik trotz des einheimischen Hochsprung-Stars Mutaz Essa Barshim keine Sportart, welche in der Bevölkerung fest verankert ist. Dies führte dazu, dass bspw. die 100m-Finals der Damen und Herren in einem fast leeren Stadion über die Bühne gingen. Ein merkwürdiges und unwürdiges Bild. Zudem wurde die Temperatur im Stadion um 15 Grad nach unten gekühlt, um den Athletinnen und Athleten gute Bedingungen zu schaffen. In Zeiten der Klima- und Umweltproblematik mehr als fragwürdig. Die Marathon-Läufe fanden mitten in der Nacht statt, um der grossen Hitze auszuweichen, ebenfalls fast ohne Zuschauer am Streckenrand.
Trotz allem: Die gezeigten Leistungen waren beeindruckend. Es gab viele hochspannende Wettkämpfe mit sehr guten Zeiten und Weiten. Eine aus mentaler Sicht erstaunlichsten Leistungen gelang dabei der schwedischen Stabhochspringerin Angelica Bengtsson. Die Latte liegt bei 4,80m, Bengtsson nimmt nach zwei Fehlversuchen Anlauf zum dritten und letzten Versuch. Es wäre eine neue persönliche Bestleistung und gleichzeitig ein schwedischer Landesrekord. Sie sticht in den Kasten, doch dann bricht ihr Stab und sie wird wuchtig nach vorne geschleudert - zum Glück landet sie grösstenteils auf der Matte, welche den Sturz abfedert. Bald gibt sie Entwarnung, glücklicherweise bleibt sie unverletzt. Das Kampfgericht entscheidet darauf, dass sie aufgrund des Materialfehlers nochmals antreten darf. In der Hektik (es bleiben ihr nur wenige Minuten Zeit um sich für den Zusatzversuch vorzubereiten) findet sie ihren Ersatzstab nicht. Doch was in der Leichtathletik häufig zu sehen ist - die Athletinnen und Athleten sind zwar Konkurrentinnen und Konkurrenten, doch gleichzeitig herrscht eine freundschaftliche, unterstützende Stimmung unter ihnen und so hilft ihr eine Französin mit einem ihrer Stäbe aus. Kurz darauf steht Bengtsson wieder am Anlauf. Wie wird sie den Schockmoment verdaut haben, wie die hektischen Momente der Stabsuche? Und dann passiert das Erstaunliche. Die 26-jährige meistert tatsächlich die Höhe und springt so hoch wie noch nie in ihrem Leben zuvor!