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Ausgepfiffen

Mit Ach und Krach hat sich die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft doch noch für die Weltmeisterschaften 2018 in Russland qualifiziert. In der Barrage setzte sie sich gegen Nordirland knapp mit dem Gesamtskore von 1:0 durch und musste bis zur allerletzten Sekunde um die Qualifikation zittern. Über die beiden Partien gesehen, war die Schweiz sicherlich das bessere Team: Erspielte sich mehr Chancen, hatte mehr Ballbesitz, doch die zweiten 45 Minuten im Rückspiel zu Hause in Basel waren äusserst dürftig und wenig souverän, auch wenn die Platzverhältnisse sicherlich sehr delikat waren und einen konstruktiven Spielaufbau erschwerten. Festzuhalten ist zudem, dass der einzige Treffer aus den beiden Partien, das Elfmetertor durch Ricardo Rodriguez, aus einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters resultierte.  

 

Fast mehr als die Qualifikation, sorgte nach dem Schlusspfiff jedoch die Reaktion einiger Zuschauer für Gesprächsstoff.  Was war passiert? In der 84. Minute kommt Haris Seferovic im Strafraum freistehend zu einer hervorragenden Möglichkeit die Partie zu entscheiden, doch scheitert kläglich, in dem er den Ball weit über das Tor knallt. Teile des Publikums quittieren dies mit einem gellenden Pfeifkonzert und als Seferovic zwei Minuten später ausgewechselt wird, sind erneut Pfiffe zu hören. Die Spieler, Trainer Petkovic und auch Verbandspräsident Peter Gilliéron zeigen sich nach der Partie und auch am Folgetag empört und enttäuscht über die Pfiffe gegen Seferovic. Petkovic und Gilliéron sagen sogar, dass man einen Teil der Zuschauer wohl etwas erziehen müsse...

 

Klar ist, die Pfiffe gegen Haris Seferovic, waren äusserst unfair und völlig unangebracht. Seferovic spielte zwar unglücklich und versiebte eine Topchance, doch kämpferisch überzeugte er absolut. Und über die gesamte Qualifikation gesehen war Haris Seferovic gar der Topskorer des Schweizer Teams. Ganz generell ist das Auspfeifen eine äusserst unsportliche und respektlose Sache. Da spielt es eigentlich keine Rolle, wen es trifft: Einen Spieler des "eigenen" Teams, das gegnerische Team, den Schiedsrichter, etc. Doch in Fussballstadien ist das leider fast Alltag. Selbst beim Abspielen einer Nationalhymne ertönen oft Pfiffe.

 

Und trotzdem: Als Spieler und Funktionär empört darüber zu sein und über Erziehung der Zuschauer zu sprechen, ist etwas absurd, wenn man sich das Verhalten auf dem Platz anschaut. Wie verhalten sich denn viele Spieler, bspw. der Captain des Schweizer Teams, Stephan Lichtsteiner? Ist sein Verhalten ein leuchtendes Vorbild, wenn er ständig reklamiert und mit theatralischen Aktionen auffällt? Erinnert sei bspw. an die Aktion kurz vor Schluss, als Lichtsteiner, leicht gestossen wird, dann selbst beschleunigt und sich halbwegs über die Bande fallen lässt - sorry, mehr als albern und äusserst unsportlich! Mit solchen Aktionen heizt man die Stimmung nur auf und vergiftet das Spiel.

 

Wer selbst unfair auftritt, sollte den Ball ganz flach halten und nicht von den Zuschauern ein anderes Verhalten einfordern. Wenn die Spieler fairer agieren würden, würde sich dies auch auf die Zuschauer übertragen. In jedem Sport ist der Respekt vor dem Gegner das Wichtigste überhaupt. Und Respekt bedeutet selbstverständlich, dass man fair spielt und nicht versucht durch Schauspielerei einen Vorteil herauszuholen. Wenn Petkovic und Gilliéron über Erziehung sprechen, sollte damit zunächst einmal bei den Akteuren auf dem Platz begonnen werden...