Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft holt sensationell Silber an der WM in Schweden und Finnland
Wohl niemand hätte der Schweizer Eishockey Nationalmannschaft vor dem Turnier zugetraut in den Kampf um die Medaillen eingreifen zu können. 2012, ein Jahr, zuvor landete das Schweizer Team auf dem enttäuschenden 11. Schlussrang, Coach Sean Simpson wurde in Frage gestellt und nun diese faustdicke Sensation.
In der jüngeren Vergangenheit gab es einige Siege gegen Eishockey-Grossnationen, spätestens im Viertelfinale war dann jeweils jedoch Endstation und nun scheinbar aus dem Nichts die erste Medaille bei Weltmeisterschaften seit 60 Jahren!
Mit wenig Kredit ins Turnier gestartet, verblüffte das CH-Team von Anfang an. Gleich zu Beginn ein Coup gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister Schweden, gefolgt von einem Sieg im Penaltyschiessen gegen das Mutterland des Eishockeys Kanada. Erstaunliche Ergebnisse, doch noch beeindruckender war die Art und Weise, wie diese Erfolge realisiert wurden. Das Schweizer Team zeigte ein neues Gesicht: Sehr offensiv ausgerichtet, kreativ, mit viel Freude am Spiel und mit grosser Intensität. Auch gegen die führenden Eishockey-Nationen spielte die Schweiz couragiert nach vorne und versuchte dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Keine Spur von Abwarten, von "defense first" und dem Warten auf Fehler, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war. Sean Simpson und seine Assistenztrainer haben gewissermassen einen Philosophie-Wandel eingeführt. Diese deutlich offensivere Ausrichtung wurde letztes Jahr eingeführt, damals jedoch noch ohne positive Ergebnisse. Ein Glück, dass der Weg weiter verfolgt wurde und der Verband weiter auf Simpson setzte.
Und so belegte die Schweiz nach den Gruppenspielen sensationell den 1. Rang der Gruppe "Stockholm": 7 Spiele, 7 Siege - die unglaubliche Bilanz. Das Ziel Viertelfinalqualifikation war souverän erreicht. Doch würde der Weg noch weiter führen?
Was auf mentaler Ebene besonders imponierte - die Spieler agierten mit viel Vertrauen in ihre Fähigkeiten, zeigten sich aber auch sympathisch bescheiden und vor allem, es war ein richtiges TEAM am Werk: mit grossem Zusammenhalt, als verschworene Einheit, in welcher jeder für den andern arbeitet. Dieser Aspekt wurde von allen Beteiligten herausgehoben und ist vermutlich der wichtigste Baustein zur Komplettierung eines äusserst komplexen Puzzles. Und so war der Slogan:
"One Team - one mission - one nation"
nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern er wurde gelebt. Eine Einheit mit dem gleichen Ziel, indem kein Platz für Starallüren war, sondern sich jeder in den Dienst des Team stellte.
Die Erfolgsstory ging weiter. Nach einem hartumkämpften 2:1 Erfolg über den 12-fachen Weltmeister Tschechien war die Halbfinalqualifikation geschafft, es winkte eine Medaille. Im Halbfinale gegen die USA gar noch eine Leistungssteigerung und vielleicht die beste Leistung einer Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft überhaupt. Von Beginn an die Partie in die Hand nehmend, spielte die Schweiz mit viel Leidenschaft und liess den Gegner nie in die Partie kommen. Mit 3:0 ein hochverdienter Sieg, der sporthistorische Medaillengewinn stand fest.
Das Finale begann im gleichen Stil. Die Schweiz powerte, erarbeitete sich Chance um Chance und ging früh mit 1:0 in Führung. Doch der Gastgeber antwortete postwendend und zeigte sich, angeführt von den Sedin-Zwillingen, eiskalt bei der Chancenverwertung. Schlussendlich resultierte eine 1:5 Niederlage - trotz abermals guter Leistung - welche nicht dem Spielgeschehen entsprach. Doch von einer verpassten Goldmedaille kann keine Rede sein, auch wenn diese nicht ausser Reichweite lag. Der Gewinn der Silbermedaille ist ein riesiger Erfolg, das Auftreten und die Spielweise Gold wert!
In einem Interview sagte Sean Simpson folgendes:
"Auf dem Papier waren wir sicher nicht die beste Mannschaft. Aber vom Geist her waren wir die Besten."
...und wer weiss, vielleicht wird ja ein zweiter Teil zu "miracle on ice" gedreht - die Tage in Stockholm waren jedenfalls etwas ganz besonderes!